FIREabend

Der Blogpost orientiert sich etwas an dem von Dagoberts Nichte und Getmad, welche ihre Ansichten über FIRE schildern. Ich greife das hier mal lose auf.

FIRE steht für Financial Independence / Retire Early, ein Begriff aus dem englischen mit dem ich nicht soviel anfangen kann. Finanzielle Unabhängigkeit ist mir lieber als Begriff, da hier auch das Retire fehlt. Ich fand das Konzept auch nur anfangs interessant. Arbeiten, sparen, investieren und dann, je nach Spielart, mit 40 oder 50 in den Ruhestand gehen. Viele Blogger fallen mir dem Thema ohnehin nicht ein im deutschsprachigen Raum, außer Oliver von Frugalisten.de oder „https://wohlstandsentfaltung.de/rente-mit-30-1/“ von Dominik Fecht. Medial hat Oliver hier einiges erreicht, ab und zu lachte mich sein Gesicht schon von diversen Nachrichtenseiten wie Focus an. Es ist halt ein guter Aufhänger.

Ich fand das Thema wie gesagt nur anfangs interessant, bis ich eben festgestellt hatte, dass man je nach Spielart mit vielen Unsicherheiten klarkommen muss oder sehr viel Kapital braucht. Klar gibt es 4% Entnahmeregeln, aber irgendwie muss man da an die Substanz gehen, was psychologisch nichts für mich ist. Gehe ich rein über Dividenden, brauche ich viel Kapital. Die Million würde mir wohl grob 2000 bis 2500 Euro an Dividenden bringen. Monatlich. Zumindest so lange nicht die nächste Bundesregierung die Besteuerung ändert. Aber auch hier sieht man, große Sprünge sind hier nicht möglich.

Ohnehin scheint der ganze FIRE-Kram eher was für halbwegs gut verdienende zu sein, welche nach dem Studium, vorzugsweise als Ingenieur oder Softwareentwickler arbeiten und damit auch ordentlich verdienen. Nur ändern sich im Leben die Prioritäten, Stichwort Familie. So mancher Finanzblogger der bisher über das kreditfinanzierte Einfamilienhaus wetterte, kaufte genau das in der Pampa und aktualisierte fortan sein Blog nicht mehr. Ist ja auch OK so, alles verändert sich.

Matthias von GetMad.de schreibt, dass sein Einstieg in die finanzielle Unabhängigkeit sein Job war. Nie mehr einen Job machen, den er nicht mag. Ging mir zeitweise ähnlich, nicht immer macht der Job Spaß. Hier hilft das Geld und genau genommen braucht man dazu gar nicht mal die komplette finanzielle Unabhängigkeit. Das Pareto-Prinzip gilt auch umgekehrt. Mit 20 % Kapital, habe ich schon 80 % Unabhängigkeit,

Mein Nebeneinkommen mit Dividenden hat es mir erlaubt die Arbeitszeit um 20 % zu reduzieren, da die Dividenden den Gehaltsverlust ausgleichen. Reine Psychologie, das Geld würde ich auch so reichen. Das nimmt sehr viel Druck raus, auch in Phasen, in denen der Job gerade nervt. Dazu kommt noch ein Nebengewerbe, welches mir in erster Linie zeigt, dass ich irgendwie immer irgendwie Geld verdienen kann. Wozu dann eine 4 % Regel. Auf echtes Retire habe ich ohnehin keine Lust.

Ansonsten spare, ich investiere ich einfach weiter und schaue, was die Zukunft bringt. Vielleicht reduziere ich die Arbeitszeit weiter oder höre in 10 Jahren wirklich mit arbeiten auf, zumindest als Angestellter. Letztlich ist das die Flexibilität, auf die es ankommt.

11 Kommentare

  • Hallo Andy,
    mir war gar nicht klar, wie viele schöne Wortspiele sich mit dem Begriff FIRE anstellen lassen. FIREabend gefällt mir richtig gut!
    Ich finde gerade diese immer zunehmende Flexibilität, die du beschreibst, und die ja auch Oliver jetzt „entdeckt“ hat für sich, ist das, was wirklich übertragbar ist in die „breite Masse“. FIRE als eng definiertes Konzept hingegen ist sicherlich nur für eine ganz kleine Menge Menschen möglich und überhaupt erstrebenswert. Gerade ersteres wird leider oft nicht ganz so realistisch dargestellt…“jeder kann es schaffen“? Ich glaube nicht. Aber es muss ja auch gar nicht jeder (wollen). Auch die vermeintlich kleinen Schritte, wie 20% Arbeitszeitreduktion wie bei dir, sind doch eigentlich große Schritte (die man auch erstmal gehen muss).
    Viele Grüße
    Jenni

    • admin

      Hallo Jenni,

      ja jeder kann es schaffen ist einfach Unsinn, man muss schon sehr gut verdienen und auch einfach hier und da Glück haben. Aber zumindest einen guten Puffer für die Flexibilität bekommt man denke halbwegs hin, wenn man zeitig genug anfängt.
      Gruß
      Andy

  • Danke für die Erwähnung Andy 🙂

    Die Druckentlastung ist für mich aktuell auch das schöne!

    • admin

      Ja, man glaubt nicht, wie es ist einfach bei paar Stunden in der Woche weniger zu arbeiten oder einfach mal einen Tag mehr frei zu machen. So manches nervige Meeting oder der Ärger über irgendeinen Streit mit Kollegen ist dann ganz anders in der Wahrnehmung.

  • Hallo Andy

    Oliver hatte im November 2020 ja dazu einen ausführlichen Blogbeitrag geschrieben. Ich sehe es sehr ähnlich wie er.

    Du hast es im zweitletzten Abschnitt schön geschrieben. Du bist mir ein Schritt voraus! Ich kann mit meinen Dividenden/Nebeneinkommen derzeit noch keine 20% meines Gehalts erzielen. Daher bleibe ich vorerst 100% angestellt und mach einige Dinge nebenbei. Klar würden mir auch 80% meines aktuellen Gehalts reichen aber das lässt mein Kopf (noch) nicht zu.

    Liebe Grüsse
    Schweizer Minimalist

  • Die Idee von FIRE hat natürlich was. Ich sehe es aber auch so: Dafür braucht man schon einen Job mit sehr ordentlichem Gehalt. Mein Gehalt (im Sozialbereich) war nie so hoch. Ich habe mal nachträglich gerechnet und festgestellt: Ich hätte (rein rechnerisch) bis ca. 3 Jahre vor der Rente maximal auf Hartz-IV-Niveu leben müssen für die finanzielle Freiheit…. Es geht aber auch anders: Ich arbeite nur soviel, dass ich davon leben kann und kleinere Rücklagen bilden kann. Meine Fixkosten habe ich nach allen Regeln der Kunst minimiert. Nach über 20 Jahren werden ich endlich nach Tarif bezahlt. Ich lasse mir das überwiegend als Zeit auszahlen. 😉

    Was sind das eigentlich für gruselige Jobs, bei denen man beim Einstieg schon drüber nachdenkt, möglichst schnell wieder rauszukommen?

    • admin

      Guter Punkt, was sind das für Jobs bei denen man direkt beim Einstieg an den Ausstieg in 10 Jahren denkt! 🙂 Du hast da auch einen guten Weg für Dich gefunden. Ich hätte meine Arbeitszeit auch ohne die Dividenden problemlos reduzieren können, aber ich bin da psychologisch noch sehr viel sicherheitsorientierter unterwegs oder es ist einfach das Gefühl, dass man ja auf etwas verzichtet.

      Mir macht mein Job immer noch Spaß, aber gewisse Abnutzungserscheinungen sehe ich dann doch. Projekte ähneln sich doch immer wieder. Die gleichen nichtigen Streitigkeiten mit Kollegen. Davon alles etwas weniger und das Ganze passt schon wieder.

  • FIRE ist und war schon immer abhängig vom Einkommen und den monatlich verpflichtenden Ausgaben.

    Aber ein FIREabend wäre schon was Feines.
    Bedeutet natürlich für jeden auch was anderes. Ich glaube das es für viele schon ein Mehrwert wäre, wenn diese sich einfach eine Tätigkeit frei aussuchen könnten auf die sie gerade Lust haben und das auch im zeitlichen Rahmen wie es eben passt.

    Gruß Steven

    • admin

      Hallo Steven,

      ich glaube das mit der Tätigkeit aussuchen, Lust drauf haben und zeitlichen Rahmen wird nicht funktionieren. Ein hohes Einkommen bekommt man meist nicht geschenkt, da steckt viel Arbeit dahinter und damit auch Zeit. Nicht alles macht Spaß, auch im Job der einem Spaß macht, hat man oft mit Dingen zu tun, die mal keinen Spaß machen.
      Wie sagt man: erst die Arbeit, dass das Vergnügen. 🙂
      Gruß
      Andy

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