Arbeiten lohnt sich nicht mehr, die Faulen werden belohnt?
Wegen hoher Steuern und Abgaben lohnt sich arbeiten nicht mehr, sagt ein Ökonom.
Freizeit wird nicht besteuert, hatte ich im letzten Jahr geschrieben. Damals ging es um eine Studie aus Schweden, dass die Leute eher in Teilzeit gehen, als mehr zu arbeiten, wenn der Großteil des Lohngewinns von Steuern und Abgaben weg gefrühstückt werden.
In das gleiche Horn stößt nun der Artikel der NZZ:
Der Artikel führt aus, dass sich Mehrarbeit ab einem bestimmten Niveau nicht mehr lohnt. Von 100 Euro Lohnzuwachs bleiben am Ende nur 41 Euro drüber im schlimmsten Fall. Dafür ein paar Stunden mehr Arbeiten? Dann lieber Freizeit. Schuld sind die Grenzabgaben. Wer etwas mehr als der Durchschnitt verdient, darf 42 % Steuern auf jeden zusätzlichen Euro abgeben. Dazu kommen ggf. noch weitere Abgaben. Psychologisch tut das weh, das merke ich auch bei meinem Nebengewerbe, wo jeder Euro Gewinn mit diesen 42 % besteuert wird.
Ich sehe es auch bei uns in der Firma. Vollzeit wird die Ausnahme, viele Leute haben reduziert. Ich selbst habe beim Wechsel von 40 auf 32 Stunden die Arbeitszeit (inzwischen arbeite ich wieder etwas mehr), die Arbeitszeit um 20 % reduziert. Das Netto-Gehalt hat sich nur um 13 % reduziert. Das schmerzt zwar etwas, aber umgekehrt ist es kaum ein Anreiz für 20 % Mehrarbeit nur 13 % mehr zu bekommen.
Dazu kommt, dass vonseiten der Politik selten Lob für Leistung geäußert wird und lieber darüber sinniert wird, wie sich die Leistungsträger mit ihren breiten Schultern noch mehr an den Füllhörnern der sozialen Leistungen solidarisch zeigen können. Dann doch lieber Freitag in den Biergarten radeln.
Wird sich etwas ändern?
Ich denke nicht, zumindest nicht schnell. Der Staat ist immer noch auf dem Trip, mehr umverteilen zu wollen. Arbeit muss sich lohnen, sagt zwar Hubertus Heil beim Mindestlohn, meint damit aber nur, dass die Arbeitgeber mehr zahlen sollen. Win-Win für die Politik, man gibt sich sozial, legt die Kosten auf die Arbeitgeber um und kassiert über mehr Gehalt mehr Steuern.
Selbst die FDP kann, trotz Rekordsteuereinnahmen, maximal proklamieren, dass die Steuern nicht erhöht werden sollen. Durch Inflation und kalte Progression ist das auch gar nicht nötig. So endet auch der NZZ Artikel mit wenig Hoffnung.
Dass aber die Ampelregierung auf Einnahmen verzichtet, scheint angesichts ihres bisherigen wirtschaftspolitischen Kurses unwahrscheinlich.
Ich kann mir vorstellen dass in Zukunft durch diese Gründe noch mehr Menschen in Teilzeit gehen werden als es derzeit der Fall ist und man kann es ihnen nicht verdenken. Falls das dann überhaupt noch möglich ist – hinzu kommt dann ja noch der Generationen-Konfikt und der Fachkräftemangel
Machen bei uns in der Firma ja schon viele und wer das einmal gemacht hat, geht meist nicht wieder zurück. Dazu kommen auch noch die Forderungen nach der 4-Tage Woche bei vollem Gehalt.
Wenn ich es von der Seite betrachte, müsste ich sofort den Stift fallen lassen. Es müsste sich so viel ändern, von der kalten Progression zum Rentensystem … die Liste könnte man endlos fortsetzen. Es fehlt an mutigen und klugen Menschen in der Politik. Und es liegt leider nicht in der Hand des Wählers, denn man wählt zwischen Pest und Cholera. Aber alles Jammern hilft nicht und so freue ich mich jeden Monat über das, was nach Abzug der Steuern übrig bleibt und versuche mich nicht so sehr zu ärgern, dass wir ja über Mehrwertsteuer, Kapitalertragsteuer, Solidaritätszuschlag usw. weiter gemolken werden.
Ja so geht es mir auch, am Ende können wir nur das Beste draus machen.
Gut beschriebene Ursache. Würde sogar noch weiter gehen: Der Verdienst reicht eben bei der entsprechenden Klientel auch in Teilzeit aus und viele Leute erwarten später ein Erbe, sodass auch die Rentenlücke gedeckt sein wird. Stattdessen können sie sich so mit ihren individuellen Gefühlen beschäftigen. Achtsam sein, Meditieren, Spirituell sein etc,.
-> Steuern runter, Erbe abschaffen (provokant ausgedrückt). Es wäre im Sinne des gerne propagierten leistungsbezogenen Einkommens und es würde auch wieder mehr und ich behaupte durch das höhere netto auch gerne gearbeitet werden. Will aber auch keiner. 😉
Hab mich auch gerade dazu entschieden auf 32h zu reduzieren. Den Firmen bleibt eh nichts anderes über als Ja zu sagen.
Letztlich hab ich dann doch eingesehen dass ich mir eh keine Immo leisten kann. Dann aber gibt es kaum Gründe soviel zu arbeiten (und Steuern zu zahlen). Dann lieber mehr Zeit daheim bei der Familie sein.
Kann ich absolut nachvollziehen, habe ich auch gemacht, von 40 auf 32 Stunden, aktuell bin ich wieder bei 35, wegen anderer Stelle.