Umweltschutz und Mobilität auf dem Land
Umweltschutz, CO2, Klimawandel, geht es nach den Medien die größten Themen und Herausforderungen unserer Zeit. Wie bei vielen Projekten scheitert es aber an der Umsetzung.
Dabei gab es hier in der Region eine halbwegs gute Idee, die Leute in den öffentlichen Nahverkehr zu bringen. Der Nachbarlandkreis wollte ein 100 Euro Jahresticket für den ÖPNV rausbringen. Dummerweise machte die große kreisfreie Stadt in der Mitte nicht mit genauso wie die Bahn.
Ich finde den Preis von 100 Euro generell zu niedrig. Irgendwie muss es ja bezahlt werden.
Aber nochmal ein paar Schritte zurück. Die meisten Klimaaktivisten und Demonstrationen kommen und finden in Großstädten statt. Hier ist es deutlich leichter auf das eigene Auto zu verzichten. U- oder S-Bahn bringen mich zum Hauptbahnhof von dort geht es weiter im Fernverkehr. Der nächste Supermarkt ist nur ein paar Meter entfernt. Da lässt es sich leicht fordern und belehren, das Auto stehenzulassen. Auch hier sieht die Realität aus.
Ich wohne auf dem Land, der nächste Bahnhof ist etwa 3 km weit weg. Damit habe ich sogar noch eine gute Anbindung. Ich kann mit der Bahn zur Arbeit fahren, wenn ich mehr als die doppelte Fahrzeit in Kauf nehme. Die Fahrzeit beträgt etwa 20 Minuten (wie beim Auto) plus jeweils 15 Minuten und 10 Minuten mit dem Rad am Zielort.
Unflexibler werde ich damit auch, da nur wenige Züge an diesem Bahnhof überhaupt anhalten. Teilweise hält nur alle 2 Stunden ein Zug. Eine Jahreskarte, Arbeit und zurück, würde 1200 Euro kosten. Also 100 Euro im Monat. Für Benzin zahle ich derzeit nur knapp 60 Euro.
OK, so ein Auto kostet natürlich auch ordentlich Geld, weswegen Finanzblogs gerne zur Abschaffung auffordern. Allerdings deckt mein Auto auch den ganzen Rest der Mobilität ab, die Bahnfahrt nur die Strecke zwischen Arbeit und „daheim“.
Gelbe Säcke werden hier nicht abgeholt, sondern müssen zum Wertstoffhof gebracht werden. Getränke gibt es nicht im nächsten Späti 50 Meter weiter. 🙂
Dennoch versuche die möglichst umweltfreundlich zu reisen. Längere Strecken fahre ich stets mit der Bahn, auch die Strecke zur Arbeit wird gelegentlich mit der Bahn zurück gelegt, wenn es zeitlich und wettertechnisch passt. Die Radwege sind (im Winter) früh selten geräumt, sodass der Weg zum Bahnhof alles andere als angenehm ist. Im Sommer nehme ich regelmäßig das Rad, um die 21 km Strecke mit ein paar schönen Steigungen zu bewältigen. Hier habe ich dann gleich mein Sportprogramm mit abgegolten.
Zurück zum 100 Euro Ticket. Ich finde die Idee sehr gut ein günstiges Jahresticket für Mobilität anzubieten. Mir wäre dies auch deutlich mehr wert. Ich finde auch die 1200 Euro, die die Bahn möchte als Betrag nicht schlimm. Nur möchte ich dafür eben nicht nur die eine Strecke abgedeckt wissen, sondern auch mal woanders hinfahren. Als Idee könnte die Bahn z.B. ein Bayernticket für ein Jahr mit dazu packen. Die Leute können so in der früh zur Arbeit pendeln und nach 9 Uhr wohin sie wollen. Man könnte die Pendelzeiten ausnehmen, da die Züge zu diesen ohnehin schon alle überfüllt sind.
Das wären Angebote, welche das Ticket attraktiv machen und die Leute dazu animieren würden, das Auto stehenzulassen. Stehenzulassen! Ich denke auf dem Land verzichtet niemand wirklich freiwillig komplett darauf.
Umweltschutz und Umstieg auf Alternativen gerne, aber dazu müssen die Angebote auch irgendwie passen.