Lebensversicherung gekündigt

Geschafft, wieder ein Vertrag weniger. Meine Lebensversicherung ist gekündigt.

Nach langem Zögern und Verdrängen habe ich es nun endlich geschafft meine Lebensversicherung zu kündigen. Ausschlaggebend war auch ein Artikel, welcher zahlreichen Gesellschaften finanzielle Probleme nachsagt. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass es große Probleme geben wird, immerhin wird die Politik auf ihre Wähler schauen und nicht mal eben eine beliebte Anlageklasse komplett den Bach runtergehen lassen. Auf der anderen Seite, warum sich mit etwas herumärgern, wenn man nicht muss.

In diesem Artikel möchte ich ein wenig auf die Gründe eingehen, wie ich überhaupt zu der Versicherung gekommen bin und warum eine Lebensversicherung keine gute Idee ist.

Abschluss der Lebensversicherung

Es war im Jahr 2004, meine finanzielle Bildung beschränkte sich darauf, dass ich jeden Monat Geld zurücklegte, also sparte. Da es ganz gute Zinsen gab, war das auch nicht so verkehrt.

Irgendwann bekam ich einen Anruf von meinem Versicherungsmenschen. Der Anruf ging in etwa so: Wir sollten uns mal wegen der Altersvorsorge zusammensetzen, man müsse ja etwas tun und dieses Jahr würde es noch Steuervorteile geben.

Um meine Altersvorsorge hatte ich mich bis dahin noch nicht gekümmert und so sprang das schlechte Gewissen an. Ich denke vielen kennen das: „Man muss ja etwas tun“.

Das Gespräch verlief dann nach dem Motto, wie viel Geld ich denn monatlich einzahlen könnte. Viele Gespräche bei Bank oder Versicherung laufen so. Eigentlich müsste die Frage lauten, wie hoch wird Deine Rente sein und wie viel brauchst Du am Ende. Hier läuft man natürlich Gefahr, dass herauskommt, dass man besser ab sofort jeden Monat 500 Euro zurücklegt, sonst musst Du Pfandflaschen sammeln gehen. In diesem Fall dürften sich viele dem Fatalismus hingeben und gar nicht mehr sparen.

Ganz wohl war mir damals schon nicht beim Vertrag und ich sagte was von 85 Euro. Ich legte auch damals schon mehr zurück, aber jeden Monat einen fixen Betrag unflexibel dorthin senden zu müssen behagte mir nicht.

Viel erklärt wurde mir nicht, nur das man irgendwas machen müsse. Gebühren wurden nicht erwähnt. Die Liste der Rückkaufwerte und der Hinweis, dass sich der Ausstieg erst nach 10 Jahren lohnt, waren Hinweise, dass hier ordentlich zugelangt wird.

Am Ende stand meine Unterschrift unter dem Vertrag und ich zahlte Monat für Monat brav ein. Anfangs 85 Euro, später mehr, da das Ding auch eine Dynamik eingebaut hatte. Jedes Jahr wurde es 3 % teurer. Als der Betrag sich der 100 Euro Marke näherte, habe ich der Dynamik widersprochen. Dann blieb der Betrag fix.

Ein wirklich tolles Gefühl hatte ich bei dem Vertrag nie. Aber hey, man hatte aktiv etwas gegen Altersarmut gemacht und weitere Anfragen in diese Richtung von Bank und Versicherung konnte man immerhin damit abschmettern, dass man bereits in etwas einzahlt.

Warum ist eine Lebensversicherung keine gute Idee?

Genau genommen macht so eine Lebensversicherung keinen Sinn, also eine Kapitallebensversicherung. Man unterschreibt nicht nur einen Vertrag, sondern zwei. Eine Risikolebensversicherung und einen für das Ansparen von Kapital. Eine Risikolebensversicherung ist sinnvoll, z.B. für Familien, falls ein Partner stirbt. Geld ansparen und anlegen ist hingegen eine komplett andere Baustelle.

Meiner Meinung nach dient dies einzig und alleine dazu den Kunden zu binden, einen weiteren Vertrag unterzujubeln und die Gebühren möglichst intransparent zu gestalten. Ich habe nie herausgefunden, was von den 100 Euro in den Risikoteil wandert und was überhaupt angelegt wird. Für mich war auch die Risikoversicherung nicht sinnvoll, hätte ich als nicht gebraucht.

Der nächste Punkt sind die Gebühren. Bereits bei Abschluss wurden diese fällig. Die Höhe richtet sich nach der Endsumme der Versicherung. Bei mir waren es ca. 2000 Euro, wenn ich mich recht entsinne. Daher erreicht der Rückkaufswert auch erst nach 10 Jahren überhaupt einen halbwegs sinnvollen Wert, weil vorher die Gebühren die gesamte Rendite fressen.

Laufende Gebühren dürfte das Ding auch verursachen. Die Zinsen waren damals sogar noch moderat, etwa 2,75 %, wobei es in der Praxis weniger waren. Und natürlich der Steuervorteil, da 2004 abgeschlossen, konnte ich das Geld immerhin steuerfrei vereinnahmen.

Beitragsfreistellung der Versicherung

Wie so oft bei solchen Verträgen lässt man die Sache viele Jahre laufen und kümmert sich nicht weiter drum. Zwar ärgerte mich, dass jeden Monat das Geld wegging, aber damit habe ich mich arrangiert.

Irgendwann fing ich an mich mit der Börse zu beschäftigen, lernte was ETFs sind und fand heraus, dass Aktien gar kein Teufelszeug sind. Im Gegenteil, jeden Monat fließen inzwischen die Dividenden und im Gegensatz zur Lebensversicherung kann ich jeden Monat frei entscheiden, was ich damit mache. Ich muss nicht erst 40 Jahre warten, bis ich mit dem Geld etwas machen kann.

Also habe ich mich hingesetzt und die Sache mal nachgerechnet, ob die Lebensversicherung sich überhaupt lohnt. Das Ergebnis war ernüchternd. Auch nach 12 Jahren war ich mehr oder weniger noch im Minus. Da können die Garantiezinsen noch so toll sein, die Gebühren haben bis dahin alles an Rendite aufgefressen.

Nach reiflichem Hadern habe ich mich dann immerhin zur Stilllegung durchgerungen. D.h. Beiträge zahlt man keine mehr, aber das Ding läuft weiter, wirft Zinsen ab. Der Endbetrag reduziert sich am Ende, Gebühren bekommt man natürlich keine wieder.

Die Kündigung und Auszahlung

So lief es jetzt noch zwei weitere Jahre. Jetzt habe ich den Schlussstrich gezogen und das Ding gekündigt. Ein Schreiben aufgesetzt, abgeschickt und nach ein paar Wochen kam das Geld auf mein Konto, etwa 15.000 Euro.

Das Geld kann ich nun frei verwenden. Erstmal wird es nicht investiert, es bleibt Reservegeld, nachdem ich im Corona-Crash diese etwas reduziert habe. Zinsen gibt es keine, aber immerhin liegt es jetzt auf meinem Konto und nicht mehr auf dem Konto irgendeiner Versicherungsgesellschaft.

Ich spare mir etwas Aufwand jedes Jahr und muss keine Wasserstandsmeldung der Versicherung einscannen und in mein Online-Banking einbuchen.

Fazit

Ich bin froh, dass ich das Ding endlich los bin. Es hat gedauert, da mir die Entscheidung nicht unbedingt leicht gefallen ist. Wie bei jeder Entscheidung schwingt mit, dass es die falsche sein könnte und letztlich bedeutet es auch, dass ich früher eben eine falsche Entscheidung getroffen habe, dass Ding überhaupt abzuschließen.

Aber wie im Minimalismus ist alles ein Prozess. Schritt für Schritt…

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