Blogs und Richtungswechsel
Ich hatte mich schon gewundert über die neuen Artikel vom Finanzwesir. Er ändert seine Ausrichtung.
Der Finanzwesir durfte zu den bekannteren Figuren der Finanzblogszene gehören. Auch bei meinem Einstieg in die Geldanlage war er mit der von der Partie, auch wenn ich damals über Holger Grethe und Zendepot zum Thema Geldanlage gefunden habe.
Nachdem mich das Thema gepackt hatte, fand ich aber schnell den Wesir und verschlang die zahlreichen Artikel zum Thema ETF, den Rest an Wissen brachten mir Youtube-Videos, Bücher und Podcasts. Auch der Finanzwesir rockt wurde schnell zu einem meiner Lieblingspodcasts. Albert brachte die Sache schnell auf den Punkt, rückte so manche falsche Vorstellung gerade, gepaart mit einer ordentlichen Prise Humor.
Irgendwann verflog die Euphorie etwas, die Blogartikel las ich nur noch, wenn sie interessant waren, das Gleiche galt für die Podcasts. Es ist etwas der Fluch der einfachen passiven ETF-Strategie. Im Grund ist sie einfach, sodass man nach den Grundlagen nur noch wenig Neues zu erzählen hat. Ich hatte auch das Glück ihn zweimal auf dem Kapitalgipfel als Vortragenden zu sehen. Allerdings hat man auch hier gemerkt, dass der zweite Vortrag dem Ersten sehr ähnlich war. Was sollte er aber auch sonst erzählen?
Wer sich mit dem Thema nicht tiefer beschäftigen will, richtet einen Sparplan auf den MSCI-World ein und fertig. Thema erledigt. Weiter gehen!
Das war auch einer der Gründe, warum ich nach einiger Zeit vom ETF-Weg abgekommen bin. Mir ist das zu langweilig gewesen. Der MSCI-World enthält alles was Rang und Namen hat, dennoch fühlt sich eine echte Beteiligung in den Einzelwert von Apple, Coca-Cola oder Microsoft irgendwie echter und näher an und über jede noch so kleine Dividende freue ich mich mehr als über einen Prozentpunkt mehr bei einem thesaurierenden ETF. Dennoch empfahl auch ich bisher jedem den Einstieg über ETFs und verwies auch gerne auf den Blog vom Wesir.
Aber ich schweife ab! Das Grundproblem von Webseiten ist, dass irgendwas alles erzählt ist. Zumindest vom Standardkram. Ich habe meine Strategie gefunden, investiere jeden Monat Geld und fertig. Finanzblogs lese ich immer noch regelmäßig, aber mich interessieren inzwischen mehr die Geschichten dahinter oder welche Einkommensquellen die Leute so entdecken, jenseits der Aktien. Die großen Blogs mit irgendeiner ETF-Strategie? Interessiert mich nicht.
Jedenfalls scheint auch dem Wesir die Langeweile auf die Füße gefallen zu sein. Er hat sich an einer Firma beteiligt, für welche er nun kräftig die Werbetrommel rührt. Zahlreiche Blogartikel zum Thema Alpha Fonds. Das hat hier und da für etwas Aufregung gesorgt.
Es spricht in jedem Fall viel für die Bekanntheit von ihm und seiner Marke, wenn man die Diskussionen im Internet verfolgt. Wer es schafft, dass sein Blog in Foren oder auf Youtube kritisiert wird, hat es geschafft. Hier eine kleine Auswahl:
- Der Finanzwesir – rockt – nicht mehr?
- Reddit: Finanzwesir empfiehlt jetzt Alpha-Fonds, Meinungen?
- Youtube: Ach, Albert! Der ETF-Hardcore-Mann Albert Warnecke aka Finanzwesir geht nun Alpha und wird aktiv
- Der Finanzwesir und die Alpha Fonds
- Finanzwesir und Krisen-Alpha
- Finanzwesir auf abwegen
- Der Absturz des Finanzwesirs
Ich habe mich mit dem Thema Alpha Fonds selbst nicht näher beschäftigt und irgendwie auch keine gesteigerte Lust drauf. Dinge, welche ich nicht sofort verstehe, kommen mir nicht ins Gesamtdepot. Ich hatte auch nie einen Riester-Vertrag, da mir nicht klar war und ist, was da genau dahinter steckt und wie es funktioniert. Gleiches gilt für Optionen. Aktien verstehe ich, ich habe einen Anteil an der Firma und bekomme dann etwas vom Gewinn ab. Fertig.
Vielleicht gibt es mal einen Podcast von ihm, wo er die Sache erklärt.
Nun könnte man die Sache auf sich bewenden lassen, aber ein Geschmäckle hat die Sache. Ein Vertreter der passiven, kostengünstigen ETF-Strategie rührt nun die Werbetrommel für einen aktiven Fond, mit Ausgabeaufschlag und Gebühren.
Mut gehört in jedem Fall dazu die Ausrichtung zu ändern, Kritik durfte er von vielen Seiten erhalten und auch in den Kommentaren zu den Artikel geht es hoch her. Einige Kommentatoren vermuten, dass er Geld braucht, ich vermute da eher Fuck-You-Money dahinter.
Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Viel der Aufregung wird auch der Tatsache geschuldet sein, dass man den Blogger, sein Thema und seine Meinung lieb gewonnen hat und man dann erstmal irritiert ist, wenn dieser nun komplett anders agiert.