Nikola
Nikola ist für mich eine Aktie wie Wirecard und damit meine ich weder das Geschäftsmodell noch die Betrugsvorwürfe. Nein, es ist etwas anderes.
Beides sind gehypte Aktien, von denen ich mehr oder weniger nur durch Finanzblogs, Kommentare oder Podcasts aufmerksam geworden bin. Als Geheimtipp sozusagen, das nächste Tesla, bei dem man sich ja mal, rein spekulativ mit ein paar Euro beteiligen könne. Ein Geheimtipp ist es meist nicht, wenn Privatanleger darauf aufmerksam machen. Dann sind die Geschäfte der Großen längst gemacht, genauso wie die Geschäfte der Großen bereits gemacht sind, wenn die Aktie auf dem Weg nach unten ist. Im Fall von Nikola durch Leerverkäufer, welche sich die Firma mal genauer angeschaut haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging oder geht.
Von Nikola weiß ich nicht viel, eine Firma die noch keine Produkte hat, aber große Ambitionen. Der Name Nikola wurde als Anlehnung an Tesla gewählt. Elektrische LKWs und Pickups möchte man bauen. Möchte. Bisher gibt es nur Demo-Videos, kein einziges Produkt wurde bisher verkauft. Eine große Wette.
Zweifler gibt es in solch einem Fall schnell, nicht nur mich, sondern auch Leute, die genauer hinschauen. Leerverkäufer. Leute die auf fallende Kurse wetten. Früher von mir verpönt: wie kann man nur Geld verdienen, wenn es Firmen und damit Menschen schlecht geht. Inzwischen sehe ich das anders. Leerverkäufer, zumindest Leute, die nicht nur wetten, stellen Untersuchungen an, schauen sich Firmen genau an. Stimmt das Zahlenwerk? Können die Versprechungen gehalten werden? Im Gegensatz zu anderen Anlegern, die Versprechungen gerne glauben, auf eine rosige Zukunft hoffen und lieber nicht so genau hinschauen.
Hindenburg Research heißt ein solcher Akteur. Eine Studie wurde erstellt, welche eine Reihe von Vorwürfen enthält. Von systematischen Lügen ist die Rede, genauso wie von falschen Annahmen. Das gezeigte Fahrzeug in einem Video wurde einfach nur einen Berg hinabgerollt, Angaben zur Leistung von Brennstoffzellen und Akkus seien nur heiße Luft. Dem Börsenkurs hat das nicht gutgetan, was den Leerverkäufer freut.
Und Nikola? Reagiert pampig, statt sachlich die Argumente zu widerlegen, werden die Anwälte geschickt. Auch das erinnert an Wirecard und wirkt auf mich wenig souverän. Wenn die Vorwürfe falsch sind, warum lädt man dann nicht ein paar Journalisten ein, zeigt die Technik und Hindenburg Research steht doof da. Auch Wirecard hat nur die Anwälte und Staatsanwaltschaft losgeschickt. Selbst ein Ignorieren würde selbstsicherer wirken.
Natürlich könnte auch der Bericht von Hindenburg Research falsch und übertrieben sein. Immerhin besitzt das Unternehmen selbst eine Short-Position, profitiert also von Kursverlusten. Allerdings hat auch Hindenburg einen Ruf zu verlieren, die Berichte und Vorwürfe müssen stimmen. Ansonsten ist der Ruf ruiniert und der nächste Bericht wird nur noch mit einem müden Lächeln zur Kenntnis genommen.
Am Ende würde ich eher darauf wetten, dass Nikola ein faules Ei ist. Vielleicht nicht so faul wie Wirecard, aber das wird sich zeigen. Für mich sind solche Aktien auf jeden Fall zu heiß und zu spekulativ. Das gilt übrigens auch für Tesla.
Bin vollkommen deiner Meinung. Verstehe nicht wie so eine Lüge nicht durchschaut wird.
Wie bei Wirecard, das Prinzip Hoffnung, dass es doch nicht so ist.